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Nachricht vom 10.08.2021
Wirtschaft
Fluthilfe Ahr: Bus statt Betriebsfest
Die Stadtwerke Neuwied spenden einen Kleinbus im Wert von 18.000 Euro für die Jugendpflege in der durch die Flut stark zerstörten Verbandsgemeinde Altenahr. Ermöglicht wird die Spende auch durch die Mitarbeiter von Stadtwerken und Servicebetrieben, die aus den Gemeinschaftskassen der beiden Betriebe 8.000 Euro und damit fast die Hälfte des Betrags beisteuern.
Den Transporter-Bus übergaben der Stadtvorstand mit OB Jan Einig, Bürgermeister Peter Jung und Ralf Seemann im Beisein der Prokuristen Andrea Haupt, Frank Schneider und Thomas Endres sowie Thorsten Reuschenbach und Lars Heitmann als Vertreter der Belegschaft von SWN und SBN. Foto: SWNNeuwied. Bürgermeister Peter Jung leitet in der Stadtverwaltung das Jugendamt und steht in Kontakt zu seinen Amtskollegen in der betroffenen Region: „Wir haben bereits eine Ferienfreizeit für Kinder initiiert, die einige unbeschwerte Tage und somit Auszeit von den Flutfolgen ermöglicht.“ Doch es brauche auch dauerhafte Hilfe für die Kinder und Jugendlichen aus dem Ahrtal: „Viele sind traumatisiert und werden auf lange Sicht mehr Zuwendung und Betreuung benötigen. Dafür werden auch Fahrzeuge wie der SWN-Bus dringend benötigt, um auch mal kleinere Gruppen fahren zu können.“

Nicht nur dafür wird das Fahrzeug benötigt, sagt Werner Söller, Leiter der Jugendpflege in der Verbandsgemeindeverwaltung Altenahr: „Es dient uns als mobiles Büro, für die Beförderung von kleinen Gruppen und Material. Das ist ein Volltreffer für uns.“ Denn die Kinder brauchen Auszeiten von den schrecklichen Erlebnissen und dem zerstörten Umfeld. Besonders wichtig: Keine Anträge, keine Bestellung: „Wir können einsteigen und den Bus sofort nutzen. Das ist fast das größte Geschenk.“ Söller schilderte, wie schwierig die Situation aktuell ist. Bewundernswert: „Wir geben nicht auf, auch wenn wir zwischendurch alle sehr im Keller waren. Gerade jetzt brauchen uns die Kinder und Jugendlichen.“

Das vorhandene Fahrzeug hat laut SWN-Chef Stefan Herschbach einen Listenwert von 18.000 Euro: „Da wir den Gebrauch genau kennen und ihn in unserer eigenen Werkstatt pflegen und warten, wissen wir, dass der Wagen in einem Top-Zustand ist.“ Auch Oberbürgermeister Jan Einig als Aufsichtsratsvorsitzender sagt: „Das Ahrtal braucht die Hilfe der kommunalen Familie und ihrer Tochterunternehmen. SWN und SBN waren mit mehreren Teams vor Ort und unterstützen die Aufräum- und die Aufbauarbeiten mit Rat und Tat. Ich bin sehr dankbar, dass wir an einem Strang ziehen und auch die Mitarbeiter den Betroffenen ihre große Anteilnahme zeigen.“

Die Personalvertretungen von SWN und SBN hatten die Idee an Herschbach herangetragen, die Beträge der Gemeinschaftskassen, die sonst für das coronabedingt ausfallende Betriebsfest veranschlagt worden wären, zugunsten der Geschädigten der Flutkatastrophe zu verwenden. Besonders erfreulich: „Eine entsprechende Abfrage unter den Mitarbeitern der beiden Betriebe wurde einhellig begrüßt. Wir hatten es nicht anders erwartet, aber das zeigt, dass Solidarität in der Hafenstraße großgeschrieben wird“, erklären die Personalvertreter Achim Muscheid (SWN) und Kai Rademacher (SBN). Das Ergebnis: insgesamt 8.000 Euro. Sie regten an, dass die SWN den Betrag aufstocken und waren sofort einverstanden mit der Sachspende.

Ungeachtet der bisherigen Hilfe und der Bus-Spende will man in Neuwied und der Hafenstraße die Flutopfer weiter unterstützen. „Der Aufbau wird nicht nur Geld kosten, es wird auch Jahre dauern“, sagt der OB. „Wir sollten nie die Opfer vergessen und welches Leid innerhalb weniger Stunden über die Menschen an der Ahr kam. Ob die Betroffenen das Erlebte je verarbeiten können, ist schwer zu sagen. Wenn sie jetzt Hilfe und Unterstützung erfahren, dann spendet das vielleicht auch etwas Trost in der Not. Wir würden es uns wünschen.“


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