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Nachricht vom 25.07.2021
Region
IHK und HwK: Schäden im Ahrtal über halbe Milliarde Euro
Die IHK Koblenz und HwK Koblenz schätzen den durch das Hochwasser im Ahrtal entstandenen Schaden für den Bereich der gewerblichen Wirtschaft auf etwa 560 Millionen Euro. Ein großer Anteil entfällt auf Gebäudeschäden, aber auch Maschinen, Werkzeug und zerstörte Ware sind berücksichtigt.
Koblenz. Im Ahrtal sind rund 800 IHK-zugehörige Mitgliedsunternehmen sowie 800 HwK-Mitgliedsunternehmen vom Hochwasser betroffen. Der Großteil (71 Prozent) dieser Unternehmen sind Kleingewerbetreibende, die häufig über weniger Eigenkapital als beispielsweise GmbHs (19 Prozent der Geschädigten) und daher empfindlicher auf externe Schocks, wie beispielsweise Corona-Pandemie oder Hochwasser, reagieren.

Hinzu kommt, dass im Ahrtal Betriebe aus dem Dienstleistungsbereich (23 Prozent), Einzelhandel (18 Prozent) und Gastgewerbe (14 Prozent) dominieren und diese, im Gegensatz zu beispielsweise Industrieunternehmen mit langlaufenden Aufträgen, auf tägliche Umsätze im Endkundengeschäft angewiesen sind. Dies gilt insbesondere für das Gastgewerbe und die Hotellerie mit rund 11.000 Betten im Kreisgebiet, wobei häufig Unternehmens- und Privatbesitz eng verbunden ist: Ist die Immobilie verloren, gerät das gesamte Geschäftsmodell in Notlage.

„Die Region lebt stark vom Tourismus. Gerade entlang des Flusses Ahr befinden sich viele Hotels, Restaurants und Einzelhändler, die nun massiv in ihrer Existenz bedroht sind. Wir gehen davon aus, dass diese für längere Zeit ihre Geschäfte nicht wieder aufnehmen können. Erst die Schließungen durch die Corona-Pandemie und nun diese Naturkatastrophe: Für die Wirtschaft, und insbesondere die Händler, Hoteliers und Gastronomen entlang der Ahr, ist dieses Unwetter verheerend“, erklärt Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz.

Um den Unternehmen vor Ort zu helfen, hat die IHK Koblenz für vom Hochwasser betroffene Betriebe eine Hotline eingerichtet: 0261 106-502. Unternehmen, die Übernachtungsmöglichkeiten, Lager oder sonstige Hilfen anbieten wollen, können sich in der Hotline der IHK melden. Die Informationen werden gesammelt und an die Verantwortlichen weitergegeben, damit Hilfe schnell und unkompliziert erfolgt.

„Die finanzielle Situation ist angespannt denn viele Betriebe haben keine Elementarversicherung und Reserven waren auch vorher schon aufgebraucht. Wir stehen im engen Austausch mit dem Wirtschaftsministerium, denn nun ist schnelle und unbürokratische Unterstützung der betroffenen Unternehmen gefordert. Die Soforthilfe von 5.000 Euro ist ein erster wichtiger Schritt. Aber auch Zuschüsse und Förderprogramme müssen schnell zur Verfügung gestellt werden. Ganz zu schweigen von der Wiederherstellung der Infrastruktur, ohne die die Unternehmen ihre Tätigkeiten nur teilweise oder überhaupt noch nicht wieder aufnehmen können“, so Rössel.

„Wichtig ist aktuell die Koordination“, greift Ralf Hellrich als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Koblenz diesen Gedanken auf. „Es kommt jetzt sehr darauf an, die überwältigende Hilfsbereitschaft der Handwerkerinnen und Handwerker aus ganz Deutschland sinnvoll zu koordinieren“. Dringend gebraucht werden auch Geldmittel und logistische Kapazitäten, um die Helfer vor Ort mit den notwendigen Materialien zu versorgen. So arbeiten derzeit Elektriker an der Wiederherstellung der Stromversorgung in den Häusern der Betroffenen. „Oberste Priorität muss es derzeit sein, dafür Sorge zu tragen, dass die Maßnahmen zur Sicherstellung der Grundversorgung der Menschen nicht abreißen“, betont Ralf Hellrich eindringlich.

Die IHK Koblenz hat ebenfalls einen Hilfsfonds eingerichtet. Die dort gesammelten Gelder sollen den Betrieben zugutekommen, deren Existenz durch das Hochwasser bedroht ist. Die IBAN lautet: DE96 5776 1591 0159 2132 01 sowie BIC: GENODED1BNA Volksbank RheinAhrEifel. Stichwort: IHK Koblenz Hochwasserhilfe. Über die Verteilung der Gelder entscheidet ein eigens dafür eingerichtetes Gremium aus Unternehmern. Die Spenden sind vor allem für Schäden gedacht, die die Versicherungen nicht übernehmen.
Weitere Informationen zum Hochwasser für betroffene Betriebe hier.
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