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Nachricht vom 06.04.2021
Region
Erst heißbegehrt - dann ausrangiert und ausgesetzt
Nicht nur das immense Leid der gewöhnlichen "Hauskatzen", sondern auch der Rassenwahn und seine Folgen treibt die Tierschützer des Tierschutz Siebengebirge an den Rand der Verzweiflung.
Foto: Tierschutz Siebengebirge, Jessica StollBad Honnef. Der Rassekatzen-Markt boomt. Besonders stark gefragt und ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen die British Kurzhaar-Katzen. Immer mehr unseriöse Züchter oder Privatpersonen bieten ihre Katzen auf Online-Portalen an, wo sie reißenden Absatz finden.

Erschütternd sind die Beispiele ausrangierter Rassekatzen, die aktuell beim Tierschutz Siebengebirge gestrandet sind: Spaziergänger beobachteten über einige Tage eine British Kurzhaar Katze am Waldrand, weit entfernt von einem Ort, die an einem Abflussrohr saß und klagende Töne von sich gab. Die tierlieben Menschen nahmen das geschwächte Häuflein Elend mit und brachten es zum Tierschutz Siebengebirge. Eine erste Untersuchung brachte das Ausmaß ans Tageslicht: Die Katze litt unter starkem Ohrmilbenbefall, Flöhen und Zecken am ganzen Körper. Sie hatte vereiterte Zähne und Zahnfleisch, war stark abgemagert und dehydriert.

Offenbar hatte wohl jemand die einstmals teure Rassekatze einfach verlottern lassen und dann zum Schluss auch noch ausgesetzt! Wenige Tage später wurde eine weitere British Kurzhaar-Katze in ähnlich desolater Verfassung ganz in der Nähe gefunden und ebenfalls sichergestellt. Der Zustand beider Katzen war bedenklich. Wahrscheinlich stammen die Tiere aus demselben Haushalt und wurden gemeinsam entsorgt. Doch es ging noch weiter: In derselben Woche stöberte ein Hund eine weitere British Kurzhaar Katze auf, die in einem Gestrüpp saß und sich nicht von der Stelle rührte. Es stellte sich heraus, dass dieses Tier blind ist und aufgrund des Gesäuges bis vor kurzem Kitten gehabt hat.

Der Tierarzt ist sich sicher, dass das Tier aus einer unseriösen "Vermehrerzucht" stammt. Die vorliegende Augenerkrankung dieser Katze ist definitiv auf einen Zuchtschaden zurückzuführen. Hier wurde mit bereits vorgeschädigten Elterntieren einfach weiter gezüchtet und eine Blindheit als Folge in Kauf genommen.

Alle drei Tiere befinden sich auf einer Pflegestelle des Tierschutz Siebengebirge und werden dort liebevoll umsorgt, gepflegt und aufgepäppelt. Jessica Stoll, Pflegestelle beim Tierschutz appelliert an alle Katzenhalter: “Bitte wenden Sie sich an einen Tierschutzverein, wenn Sie Ihre Tiere aus irgendeinem Grund nicht mehr fürsorglich versorgen können. Überlassen Sie die Tiere nicht einfach ihrem Schicksal. Aussetzen ist grausame Tierquälerei und strafbar!“

Das eigentliche Problem beginnt jedoch viel früher: Wenn eine Rasse sehr nachgefragt ist und hohe Preise für diese Tiere bezahlt werden, gibt es nicht nur seriöse Züchter, die akribisch darauf achten, mit gesunden Tieren zu züchten und an wen sie ihre Tiere verkaufen, sondern auch viele Trittbrettfahrer, für die das Züchten keine Herzensangelegenheit ist, sondern eine Quelle des Geldverdienens und die ihre Zuchttiere ohne kritische Hinterfragung an den erst besten zahlenden Interessenten abgeben. Leidtragende sind immer die Tiere....


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