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Amateurfußball – Wie wird die Saison fortgesetzt?
Im Amateurbereich ruht der Ball deutschlandweit weiterhin. Wann der Betrieb wieder aufgenommen werden kann ist unklar, entscheidend sind die Beschlüsse von Bund und Ländern. Nur teilweise abhängig des Startdatums, ist die Entscheidung wie die Saison zu Ende gebracht wird. Verschiedene Möglichkeiten werden diskutiert, mit unterschiedlicher Auswirkung auf den restlichen Verlauf. Doch auch hier variiert die Meinung von Bundesland zu Bundesland.
Bislang ist völlig unklar wann die Saison der Amateure, also ab der fünften Liga und abwärts, fortgesetzt werden kann und darf. Während der Profibereich in der Lage ist die nötigen Maßnahmen umsetzen, ist es für Vereine in den unteren Ligen oft nicht zu stemmen. Hier fehlt das Personal, aber auch die finanziellen Ressourcen, um für entsprechende Sicherheit zu sorgen. Die momentane Situation ist tatsächlich so unklar, dass alte und neue Wettanbieter Tipps für den möglichen Wiederbeginn annehmen. Das Wetten im Amateurbereich ist keine Neuheit, die aktuelle Ungewissheit zieht aber dementsprechend in jeglichen Belangen des Fußballs ihre Kreise.
Neben der Frage nach der Wiederaufnahme der Saison, gibt es weitere entscheidende Aspekte zu beachten. Hauptsächlich wie die momentane Spielzeit fortgesetzt werden soll. Dafür müssen die einzelnen Landesverbände mit Vertretern der Vereine kommunizieren, schließlich muss eine möglichst faire Entscheidung getroffen werden. Hinzu kommt, dass bereits die abgelaufene Saison 2019/2020 vorzeitig beendet wurde. Demnach muss auf die Ausgangslage des vergangenen Jahres geachtet werden, damit Spielzeiten früher oder später wieder in den normalen Rhythmus kommen.
Grundsätzlich gibt es zwei realistische Szenarien für den Amateursport:
● Ein Abbruch der laufenden Saison
● Fertigspielen der Hinrunde, um anschließend neu zu starten
Vorjahresregelung
Im letzten Jahr wurde die Saison abgebrochen, was einige Sonderregelungen zur Folge hatte. Wieder waren diese bei jedem Fußballbund unterschiedlich. Der Fußballverband Rheinland (FVR) arbeitete eine Lösung aus, die alle Vereine möglichst fair behandeln sollte. So stieg der jeweilige Tabellenerste in die nächsthöhere Spielklasse auf. Sollte der Zweitplatzierte weniger Spiele ausgetragen haben, ging es nach der Hochrechnung der durchschnittlichen Punkte pro Spiel.
Außerdem gilt nach diesem Regelwerk: Bei exakter Punktgleichheit dürfen beide Mannschaften den Aufstieg antreten. Sollte der alleinige Tabellenführer das Aufstiegsrecht nicht wahrnehmen, steigt kein Team auf. Wenn ein Club allerdings keine Aufstiegsberechtigung hat, da eine weitere Mannschaft desselben Vereins (z.B. 1. und 2. Mannschaft) in der nächsthöheren Liga spielt, darf somit der Zweitplatzierte hochgehen.
Bezüglich des Abstiegs wurde entschieden, dass es keinen obligatorischen Absteiger gibt. Die Spielklasse konnte nur bei freiwilligem Abstieg des Vereins nach unten verlassen werden. Auch Relegationsspiele fanden dementsprechend keine statt.
Das Problem dieser Saison ist, dass solch eine Wertung dieses Jahr unter Umständen nicht möglich ist. Grund dafür ist die vergleichsweise frühe Unterbrechung der Spielzeit, in der weniger als 50% der Spiele ausgetragen wurden. Einige Vereine sind somit in einer deutlich schlechteren Ausgangslage, was eine faire Behandlung kaum möglich macht. So früh kann grundsätzlich nur ein sehr grobes Bild der tatsächlichen Tabellensituation entstehen.
Sollte basierend auf diesen Fakten die Spielzeit annulliert werden, ist davon auszugehen, dass die Saison nicht gewertet wird. Dann wird mit Wiederaufnahme des Spielbetriebs die vergangene Saison schlichtweg neu gestartet. Ob dies zum offiziellen Auftakt im Sommer geschieht, oder zum nächstmöglichen Zeitpunkt, den die Umstände zulassen, ist unklar.
Die zweite Möglichkeit einer Fortsetzung
Eine weitere Option ist das Beenden der Hinrunde. Damit könnte die erste Hälfte der Saison zu Ende gebracht werden, um ein gerechtes Tabellenbild zu ermöglichen. Ob dann wiederum dieselben Regelungen wie vergangenes Jahr eintreten bleibt abzuwarten. Dagegen spräche die sich verändernde Größe der höheren Ligen, die damit nur Aufsteiger und keine Absteiger hätte.
Das gilt in diesem Fall für den Sprung zwischen der höchsten Amateurliga und der niedrigsten Liga im Profibereich. Dort würde sich gegebenenfalls die Anzahl der Mannschaften um zwei erhöhen. Die Auswirkungen auf den Spielbetrieb müsste man abwägen. Das langfristige Ziel ist schließlich eine Rückkehr zu Normalität im Amateurfußball, deren Gewährleistung somit fraglich wäre.
Für Fans, Funktionäre und Sportler bleibt zu hoffen, dass der schmerzlich vermisste Amateurfußball bald wieder beginnt. Besonders für die Spieler steht der Fußball sicherlich im Vordergrund und ist erstmal wichtiger als die Wertung der aktuellen Saison. (prm)
Autorenprofil:
Lisa Portenlänger
Freiberufliche Redakteurin aus München
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