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Nachricht vom 14.06.2021    

Bezahlbarer Wohnraum in Rheinland-Pfalz – Anstieg der Mieten kaum zu stoppen

Die Kaufpreise und Mieten für Immobilien steigen weiter an, so dass der Mangel an bezahlbarem Wohnraum immer größer wird. Dadurch werden Menschen mit geringen Einkommen aus der Stadt gedrängt und müssen außerhalb nach Wohnungen innerhalb ihres Budgets suchen. Auch vor Rheinland-Pfalz macht diese Entwicklung nicht Halt und die Kosten für das Leben in der Stadt wachsen jährlich. Was sind die Gründe für den Mangel an bezahlbarem Wohnraum und wie versucht die Politik, die Preisspirale zu stoppen?

Fotoquelle: pixabay.com

Corona-Krise sorgt nicht für ein Plus an bezahlbarem Wohnraum
Trotz der Corona-Pandemie, die durch Lockdowns oder Kurzarbeit die Wirtschaft stark einschränkte, steigen die Preise für Immobilien ungebremst weiter. Während Besserverdiener Wohneigentum als gewinnbringende Investition für die Zukunft sehen, fällt es Menschen mit geringerem Einkommen schwer, überhaupt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Der Trend zum Homeoffice, bei dem der Wohnort für den Arbeitsplatz keine Rolle spielt, könnte helfen und scheint durch die Corona-Krise an Fahrt aufgenommen zu haben. Aber durch die Arbeit von zu Hause profitieren ebenfalls Gutverdiener, während die meisten Berufe von Arbeitern weiterhin vor Ort liegen. Deshalb könnten die freiwerdenden Wohnungen immer noch zu teuer für viele Geringverdiener sein, sodass kein Plus an bezahlbarem Wohnraum entsteht.

Bezahlbarer Wohnraum in Großstädten weiterhin begehrt
Der Ansturm auf das Wohnen in großen Städten ist ungebrochen und treibt die Immobilienpreise weiter in die Höhe. Davon sind neben Berlin oder Hamburg auch Mainz oder Koblenz betroffen, die vor allem bei jungen Menschen gefragt sind. So zeigt der aktuelle Mietspiegel, dass der Preis pro Quadratmeter in der Landeshauptstadt von 2018 bis 2021 um knapp 8 Prozent gestiegen ist. Damit liegt man zwar unter dem zweistelligen Prozentzuwachs in Berlin, doch stiegen die Mietpreise in Mainz sogar stärker als in Hamburg oder München an. Einen ähnlichen Zuwachs verzeichnet auch Koblenz, dessen Mieten ebenfalls um knapp 8 Prozent innerhalb der drei Jahre zulegten.

Ausweichen in kleinere Städte für Geringverdiener immer schwieriger
Mit Wohnungsmieten, die für Geringverdiener inzwischen kaum noch bezahlbar sind, konzentriert sich die Wohnungssuche immer häufiger auf kleinere Städte im Umkreis. Deshalb kam es gerade dort in der jüngeren Vergangenheit zu besonders hohen Anstiegen von bis zu 12 Prozent in kleineren Großstädten. In Rheinland-Pfalz haben mit Landau und Speyer zwei Städte mit knapp 50.000 Einwohner bereits seit einigen Jahren mit einem Mangel an bezahlbarem Wohnraum zu kämpfen. Zwar liegen die Preise noch unter den großen Städten, doch die Situation ist auch in kleineren Orten angespannt.

Wohnraum auf dem Land kämpft mit Infrastrukturproblemen
Ist bezahlbarer Wohnraum auf dem Land ebenfalls knapp? Wohnobjekte auf dem Land kämpfen weniger gegen zu hohe Mieten, sondern weisen vielfach andere Nachteile gegenüber dem Wohnen in der Stadt auf. So ist zum Beispiel das Angebot an Wohnungen gering und die verfügbaren Häuser sind meistens zum Verkauf statt zur Miete ausgeschrieben. Ebenso schreckt eine lange Anfahrt zum Arbeitsort Interessenten ab, denn die Industrie ist häufig auf größere Städte konzentriert, sodass eine Wohnung auf dem Land ständiges Pendeln erfordert. Ein weiteres Problem ist die mangelhafte Infrastruktur, die in ländlichen Gegenden stark abfällt. Ob langsames Internet, kaum Verbindungen für den öffentlichen Nahverkehr oder fehlende Ärzte muss man auf dem Land mit einigen Nachteilen rechnen. Deshalb ist bezahlbarer Wohnraum für einen Umzug aus der Stadt nicht der einzige Faktor und für viele Arbeitnehmer keine Alternative.

Keine höheren Löhne trotz steigender Mieten
Für den Mangel an bezahlbarem Wohnraum deutschlandweit und auch in Rheinland-Pfalz sind vor allem die unterschiedlichen Entwicklungen zwischen Reallöhnen und Mietpreisen verantwortlich. So sanken die Reallöhne im Bundesland 2020 um ein Prozent und konnten in den zwei vorigen Jahren ebenfalls nur um knapp ein Prozent wachsen. Zum Vergleich stieg die Kaltmiete pro Quadratmeter in Mainz 2019 um etwa drei Prozent und 2020 erneut um etwa 1,5 Prozent an. Damit entsteht eine immer größere Diskrepanz zwischen der Lohn- und Mietenentwicklung in Rheinland-Pfalz.

Was tut die Politik für mehr bezahlbaren Wohnraum in Rheinland-Pfalz?

Mietpreisbremse soll Anstieg verlangsamen
In Deutschland setzt die Politik vor allem auf zwei Wege, um den Mangel an bezahlbarem Wohnraum zu lösen. Die erste Option ist die strikte Regulierung von Mietpreisanstiegen, sodass die neue Miete für eine bestehende Wohnung nicht mehr als 10 Prozent über den vergleichbaren Preisen vor Ort liegen darf. In der Mietpreisbegrenzungsverordnung von Rheinland-Pfalz sind unter anderem Mainz, Speyer und Trier momentan als „Gebiete mit angespanntem Wohnungsmarkt“ festgelegt, in denen die Mietpreisbremse gilt. Bei Mainz und Trier gilt die Begrenzung der Mietpreise bereits seit 2015 und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum konnte bisher nicht gelöst werden.

Schnellere Genehmigung und Bau von neuem Wohnraum
Die zweite Säule der Wohnungspolitik setzt auf den Bau von neuen Wohnungen für Menschen mit niedrigem Einkommen, um die Wohnraumversorgung zu verbessern. Die Mietpreisbegrenzungsverordnung von 2020 für Rheinland-Pfalz zeigt deutliche Zuwächse bei der sozialen Wohnraumförderung in den letzten Jahren für viele Städte, die auch Geringverdienern einen Verbleib in der Stadt möglich machen wollen. So stieg die Zahl der geförderten Wohneinheiten in Ludwigshafen am Rhein 2019 um fast 500 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Politik versucht, neuen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und hat das Tempo in jüngeren Jahren deutlich angezogen. Nicht immer ist dies jedoch möglich, wie das Beispiel Mainz zeigt. Dort ist die Anzahl der geförderten Wohnungen seit 2015 bis auf einen Ausreißer im Jahr 2018 fast gleich geblieben, was auf einen Mangel an verfügbarem Bauland hindeuten könnte. Bei dieser Strategie sind daher auch der Politik Grenzen gesetzt. (prm)

Agentur Autorin:
Laura Kästner



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