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Nachricht vom 26.11.2012
Region
Silagebrühe im Burbach: Kreisverwaltung sauer auf Bioenergie Kirchspiel Anhausen GmbH
Thalhausen. Unzufrieden mit dem Krisenmanagement der Bioenergie Kirchspiel Anhausen GmbH & Co. KG ist die Kreisverwaltung in Neuwied und ergreift jetzt von sich aus Rettungsmaßnahmen für den Burbach und die unterhalb liegenden Gewässer. Die Kosten sollen später dem Verursacher der Verunreinigungen in Rechnung gestellt werden.
Seit Anfang Oktober wird die Burbachquelle in Thalhausen massiv durch Silagesickersaft verunreinigt. Für den 1. Kreisbeigeordneten Achim Hallerbach (links) ist der Punkt erreicht, wo zwingend umfangreichere Maßnahmen eingeleitet werden müssen als bisher. Bei einem Ortstermin wurden die derzeit laufenden Aktionen erörtert.Seit Anfang Oktober wird die Burbachquelle in Thalhausen massiv durch Silagesickersaft verunreinigt. Zwischenzeitlich ist auch der unterliegende Iserbach hiervon betroffen. Für den 1. Kreisbeigeordneten Achim Hallerbach ist der Punkt erreicht, wo zwingend umfangreichere Maßnahmen eingeleitet werden müssen als bisher.

Zwar habe die bisherige Belüftung des Thalhausener Weihers zu einer Verringerung des Schadstoffeintrags geführt, gelöst wird das Problem hierdurch jedoch nicht: "So lange die tatsächliche Ursache nicht beseitigt ist, hat sich die untere Wasserbehörde dazu entschlossen, den Zulauf des betroffenen Quellschachtes zum Burbach gänzlich zu unterbinden, während der unbelastete zweite Quellschacht den Bach weiterhin mit Wasser speisen kann. Der bereits entstandene und noch zu befürchtende ökologische Schaden erfordert dringendes Handeln."

Hallerbach macht deutlich, dass von der Verunreinigung eine akute Grundwassergefährdung ausgeht und die Wassergewinnung gefährdet wird.

Jürgen Schneider und Rainer Jodes (beide Kreisverwaltung Neuwied) erläuterten bei einem Ortstermin die eingeleiteten Maßnahmen: "Das belastete Wasser wird in einer mit Folie ausgeschlagenen 40 Kubikmeter fassenden Mulde gesammelt, um von dort abgepumpt werden zu können. Gleichzeitig wird an der oberhalb des Quellbereichs liegenden K113 ein geschotterter Standplatz hergerichtet, auf dem ein Transportfahrzeug abgestellt werden kann, um dort das aus der Sammelmulde hochgepumpte Wasser aufzunehmen".

Das Wasser wird dann außerhalb des Einzugsbereichs der Quellschächte auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ausgefahren. "Das Aufbringen auf Grünland kann jedoch nur zeitlich begrenzt erfolgen, da die Aufnahmefähigkeit der Böden in Bezug auf die Menge und die Belastung natürlich begrenzt ist", ergänzt Hallerbach.

Daher hat die untere Wasserbehörde als zweite Maßnahme eine Container-Kläranlage aus Hamburg geordert, die im Anschluss an die erste Ausbringphase das Burbachwasser biologisch reinigen soll. "Es ist aufgrund der bisherigen Analysenergebnisse davon auszugehen, dass die Belastung noch über einen längeren Zeitraum kritisch bleibt. Wir können nicht tatenlos zusehen und hoffen, dass sich die Werte von alleine wieder normalisieren", so Hallerbach.

Eigentlich wäre die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord als Immissionsschutzbehörde für die Anlage zuständig - die Kreisverwaltung hat nun erste Schritte eingeleitet und tritt auch finanziell in Vorlage. Die beschriebenen Maßnahmen führt die Kreisverwaltung als Aufgabe der Gewässeraufsicht durch. Das bedeutet, dass die Kreisverwaltung für alle anfallenden Kosten zuerst in Vorlage treten muss. Diese Kosten hat anschließend der Verursacher zu erstatten. "Das ist nicht anders zu machen, da ein kausaler Zusammenhang zwischen den vermuteten Undichtigkeiten auf der Anhausener Biogasanlage und der Verunreinigung der Burbachquelle vom Anlagenbetreiber nicht eingeräumt wird. Solange dieser nicht nachgewiesen ist, können wir die Betreiber nicht zur Durchführung der erforderlichen Maßnahmen heranziehen - auch wenn wir aufgrund der bisherigen Informationen davon ausgehen, dass dort die Schadensquelle ist", erläutert Hallerbach.

Betreiber der Biogasanlage ist die Bioenergie Kirchspiel Anhausen GmbH & Co. KG. Das ist eine lokale Genossenschaft. Die Mehrheit der Anteile gehört der Süwag Energie AG, die mit Dirk Gerber auch den Geschäftsführer der Genossenschaft stellt.

Untersuchungen nach Schürfungen im Quellbereich des Burbachs scheinen inzwischen die Beweiskette eindeutig zu schließen und auf die Biogasanlage als Verursacher der Verschmutzung hinzuweisen, mutmaßt die Kreisverwaltung in Neuwied. Nun soll eine weitere - noch im Laufe dieser Woche durchgeführte - Schürfung oberhalb der Kreisstraße 113 abschließende Gewissheit bringen.

"Nach über sieben Wochen vermissen wir eine konstruktive Mitarbeit sowie ein angemessenes Krisenmanagement der Betriebsführung und wir ergreifen jetzt weitere Vorsorgemaßnahmen. Dieser große Schaden bedeutet auch einen erheblichen Imageschaden für Biogasanlagen und die öffentliche Akzeptanz für die Umsetzung der Energiewende", ergänzt Hallerbach.

"Die Sache wird uns noch eine Zeitlang beschäftigen. Hoffentlich können wir wenigstens eine weitere Verschmutzung des Iser- und Saynbachs durch die eingeleiteten Maßnahmen verhindern. Es ist schon eine Schande, dass der Burbach schwerste ökologische Schäden aufweist und eine große Anzahl von Fischen im Thalhausener Weiher verendet ist. Sollte jetzt noch das Lachsprogramm gefährdet werden, wäre das eine zusätzliche Katastrophe", zeigt sich Hallerbach besorgt.
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