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Nachricht vom 04.06.2012
Region
Dierdorfer Michael Meyer beschäftigt sich mit Judenfriedhof
Zwei Bücher hat er im Selbstverlag herausgebracht – Am dritten Band arbeitet der Autor derzeit

Dierdorf. Seit dem Jahre 2008 ist Michael Meyer Dierdorfer Bürger. Seine Spaziergänge führten ihn öfters über den Giershofener Weg, an dem auch der Judenfriedhof liegt. Der alte Friedhof weckte zunehmend sein Interesse. Da es wenig Informationen hierüber gab, reifte in ihm die Idee, selbst aktiv zu werden.
Michael Meyer (links) präsentierte mit Ehefrau Roswitha auf dem jüdischen Friedhof seine neuen Bücher. Stadtbürgermeister Thomas Vis begrüßt die Arbeit. Foto: Wolfgang TischlerMit seinem ersten Band möchte Michael Meyer die Erinnerungen an das vielfältige jüdische Leben in Dierdorf wach halten. Nach seinen Recherchen haben jüdische Menschen seit dem ausgehenden siebzehnten Jahrhundert das Leben in Dierdorf bereichert. In vielen Stunden hat Michael Meyer alle Grabsteine fotografiert und soweit noch lesbar die Inschriften zu dem Foto platziert. In seinem Buch hat er jetzt alle Grabsteine dokumentiert. Hebräische Inschriften konnten dabei nicht übersetzt werden. Zu Beginn des Buches erleichtern ein Namensregister und ein Lageplan das Auffinden der einzelnen Gräber.

Das zweite Buch von Michael Meyer „Die Shoah“ handelt von der Vertreibung und Deportation aus Dierdorf. Zum Beweggrund meint der Autor: „Es ist in der heutigen Zeit durchaus verständlich, dass der millionenfache Mord an unsern jüdischen Mitmenschen den Einzelnen von uns so stark belastet, dass er dieses Ereignis irgendwann verdrängen möchte. Es ist auch verständlich, dass die Nachkriegsgeneration und deren Kinder sagen: Wir waren nicht beteiligt und haben somit auch keine Schuld.“

Im ersten Kapitel „Die Deportationen“ erfährt der Leser, mit welchen Transportzügen der Reichsbahn Dierdorfer Mitbürgerinnen und Mitbürger in die Vernichtungslager und Ghettos gebracht wurden. Zugleich wird kurz auf die einzelnen Lager eingegangen. In einem eigenen Kapitel liest der Buchkäufer mehr über das Ghetto Theresienstadt, da hierhin die höchste Anzahl, nämlich 36 Bürger, deportiert wurden. Glücklicherweise haben auch Dierdorfer überlebt oder konnten rechtzeitig emigrieren. Wie ihr Lebensumfeld beispielsweise in Amerika aussah, erfährt man im Kapitel „Die Refugees“. Zum Schluss erleichtert ein Namensverzeichnis das Auffinden von einzelnen Personen.

Abschließend äußert der Autor noch eine Bitte um Hilfe: „Erst durch das Zusammentragen von vielen Informationen, der Mitarbeit von möglichst vielen Menschen, kann vielleicht eines Tages das Schicksal von allen damals in Dierdorf wohnenden jüdischen Menschen geklärt werden. Kontakt per E-Mail: erinnerung.dierdorf@gmx.de erbeten.“

Der nächste Band ist schon in Arbeit, denn es fehlt noch das Verbindungsstück zwischen den ersten Bestattungen auf dem jüdischen Friedhof und den Deportationen unter den Nazis. Dem Leben der Dierdorfer Juden will Meyer dieses Buch widmen. „Die Arbeit daran fängt aber erst an“, erzählt der Autor: „Allein des Koblenzer Landesarchiv ist eine unerschöpfliche Quelle über die Dierdorfer Juden. Jedes einzelne Dokument anzuschauen, wird noch dauern.“

Stadtbürgermeister Thomas Vis freute sich über die Aktivitäten des „Neudierdorfers“: „Die Bücher sind ein wertvolles Dokument der Dierdorfer Geschichte.“ Wolfgang Tischler
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