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Nachricht vom 12.08.2015    

Konzept "Engerser Feld" dient Trinkwasser- und Vogelschutz

Stilllegungs- und Rückbaumaßnahmen auf dem Kann-Gelände: Naturfreunde und Erholungssuchende fühlen sich gerade im Sommer von den Baggerseen und den umliegenden Feldern und Wiesen im "Engerser Feld" in Neuwied besonders angezogen. Behörden informieren über geplante Maßnahmen im Bereich des Kann-Sees.

Von links: 1. Kreisbeigeordneter Achim Hallerbach, Kreisverwaltung Neuwied, Referatsleiterin Ina Heidelbach, Kreisverwaltung Neuwied - Referat Umwelt, Natur und Energie, Dr. Ulrich Kleemann, Präsident der SGD Nord, Bettina Thiel, SGD Nord – Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz, Paul-Horst Kann, Fa. Kann GmbH & Co KG, Ulrich Seuser, Landwirt, Bürgermeister Reiner Kilgen, Baudezernent der Stadt Neuwied. Foto: privat

Neuwied. Auch Schwarzmilan, Graureiher, Feldlerche und Schafstelze und andere vom Aussterben bedrohte Vogelarten nutzen die imposante Offenlandschaft zur Brut und ziehen dort derzeit ihren Nachwuchs groß.

„Bei den Seen handelt es sich jedoch um offengelegtes Grundwasser. Und dieses Grundwasser aus dem „Engerser Feld“ ist das Herzstück eines Trinkwasserschutzgebietes, in dem Trinkwasser für mehr als 135.000 Menschen gewonnen wird. Aber auch Einflüsse auf die umliegenden Landflächen können sich auf die unterirdischen Wasservorkommen auswirken: Die Bodenüberdeckung des Grundwassers im „Engerser Feld“ ist nämlich sehr dünn. So ist die Filterwirkung des Untergrundes nur gering. Hinzu kommt, dass es sich um durchlässiges Bodenmaterial handelt, so dass Verunreinigungen der Erdoberfläche leicht die Wasser führende Schicht erreichen", unterstreicht Achim Hallerbach, 1. Kreisbeigeordneter und Umweltdezernent beim Landkreis Neuwied die Bedeutung des "Engerser Feldes".

Durch die Stilllegung der Firma Kann und die Abrissmaßnahmen auf dem Kann-Gelände wird nun ein weiterer Schritt zum besseren vorsorgenden Grundwasserschutz getan. Durch die Zusammenarbeit und enge Abstimmung der drei Behörden Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGDN), Stadtverwaltung Neuwied und Kreisverwaltung Neuwied ist es gelungen, das Stilllegungsverfahren einvernehmlich mit der Firma Kann zu Ende zu bringen.

Gleichzeitig mit dem Abriss des Betriebsgebäudes Kann wurde zur zukünftigen Besucherlenkung aus Grundwasserschutzgründen die Errichtung einer Wallanlage verknüpft, dies entspricht dem "Nutzungs- und Handlungskonzept Engerser Feld", das seitens der Stadt Neuwied zur Besucherlenkung aufgestellt wurde. "Die 3,50 Meter breite und ein Meter hohe Wallanlage parallel des Wirtschaftsweges im Bereich des Betriebsgeländes des Firma Kann, die seitens der Kreisverwaltung Neuwied genehmigt wurde, dient der Absperrung der ehemaligen Lagerflächen, die mittlerweile von Besuchern verstärkt genutzt werden", erläutert Referatsleiterin Ina Heidelbach von der Umweltabteilung der Kreisverwaltung. Seitens der Firma Kann wird mit der Wallanlage der Versuch unternommen, wilde Abfallablagerungen zu unterbinden.

Ebenfalls soll durch diese Maßnahme der immer größer werdende Besucherstrom in das "Engerser Feld" gelenkt beziehungsweise sogar gebremst werden, um den Vorgaben von Vogel-, Natur- und Trinkwasserschutz gerecht zu werden und die jeweiligen Schutzgedanken zu erfüllen und dem EU-rechtlichen Verschlechterungsverbot nach der Wasserrahmenrichtlinie und in Natura 2000 Gebieten entgegenzuwirken.

Seit dem Rückzug der Firma Kann aus dem "Engerser Feld" hat sich die Freizeitnutzung im dem Bereich stark erhöht. Die früheren Baustofflagerflächen wurden vermehrt von parkenden Fahrzeugen mit überwiegend überörtlichen Kennzeichen genutzt. Auf einer Hundewebseite wurde sogar der Kann-See-Bereich als Hunde freundlicher "Dog`s Place" beworben. Die Unterbindung der immer mehr ausufernden Freizeitnutzung wurde, je mehr gewerbliche Ruhe einkehrte, immer schwieriger.

"Sicherlich war es den zunehmenden Besuchern nicht bewusst, dass sie mit Ihrem Handeln das Trinkwasser gefährden können und viele seltene Vogelarten beeinträchtigen. Denn neben seiner Eigenschaft als Trinkwasserreservoir besitzt das Engerser Feld gemeinsam mit dem Naturschutzgebiet Urmitzer Werth hohe internationale Bedeutung als Vogelschutzgebiet und Rastplatz beim Vogelzug", ergänzt Achim Hallerbach. Die Vögel nutzen die weitläufigen Flächen und schätzen sie als Nahrungs-, Rast- oder Brutgebiet. So können die Besucher die Brutkolonie von Kormoran, Graureiher und Schwarzmilan bewundern. Auch viele immer seltener werdende Bodenbrüter kann man innerhalb des Vogelschutzgebietes beobachten.



"Verschiedene Nutzungen sind möglich, das Problem ist nur, dass mittlerweile so viel Unruhe eingekehrt ist, dass es für scheue Vögel kaum einen ruhigen Platz gibt und Handlungsbedarf zum Trinkwasserschutz besteht. Die Besucher sollen dabei nicht ferngehalten, sondern nur gelenkt werden" sagt Bürgermeister Reiner Kilgen, Baudezernent der Stadt Neuwied. "Wir sind daher froh, dass nun die Stilllegung des Kann-Geländes ihren Abschluss findet und seitens der Firma Kann ein Rückbau der Hochbauten vorgenommen wird, die dem Landschaftsbild zu Gute kommen und das Gebiet touristisch attraktiver macht."

"Durch das geänderte Freizeitverhalten gefährden wir Menschen das wichtigste Lebensmittel für uns alle, das Trinkwasser", so Dr. Ulrich Kleemann, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. "Der SGD Nord ist es wichtig die Wasserressourcen für künftige Generationen nachhaltig zu sichern. Deshalb führte im Jahr 1994 der zunehmende Nutzungskonflikt zwischen der Grundwassergewinnung und dem Kiesabbau zu einem Auskiesungsverbot und zur Ausweisung des Wasserschutzgebietes „Engerser Feld“. Die Bewirtschaftung des Grundwassers muss so erfolgen, dass eine nachteilige Veränderung der Wasserbeschaffenheit nicht zu besorgen ist. Erholungssuchende und Spaziergänger mit freilaufenden Hunden tragen gleichzeitig zu einer Störung der sensiblen Vogelarten bei, wenn sie während der Brut- und Aufzuchtzeit in der freien Feldflur unterwegs sind oder in den Kiesseen baden. Das Nutzungskonzept der Stadt Neuwied bietet attraktive Lösungen sowohl für die Erholungssuchenden wie für den Naturschutz und den Grundwasserschutz."

Achim Hallerbach bittet daher die Bevölkerung um Rücksichtnahme: "Ein Spaziergang durch die Offenlandschaft des ,Engerser Feldes` und der Schutz von Bodenbrütern und anderen Vögeln vor Störungen müssen sich nicht ausschließen. Durch die angestrebte Besucherlenkung, das Parken außerhalb der sensiblen Flächen und natürlich die gegenseitige Rücksichtnahme und das richtige Verhalten jedes Einzelnen mit und ohne Hund ermöglicht den Vögeln eine ungestörte Brut und beeinträchtigt auch nicht die Trinkwassergewinnung, ohne dass der Einzelne selbst auf Erholung und Naturerlebnis verzichten zu muss." Er gibt auch zu bedenken, dass es für die Landwirte im "Engerser Feld" nicht einfach ist ihre Äcker zu bestellen, wenn Hundekot die Feldfrüchte vermehrt verunreinigt.

Er regt an, dass die Kontakte zu den ansässigen Landwirten zukünftig vertieft und verbessert werden wie bereits 2014 beim ersten Sondierungsgespräch zur gewässerschonenden Landbewirtschaftung, um die Landwirte in die kontinuierliche Pflegearbeit einzubinden und um die Zusammenarbeit zur Förderung der dauerhaften nachhaltigen Grundwasserbewirtschaftung zu verbessern.


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