Werbung

Nachricht vom 04.08.2015    

Lewentz: Zunahme von Gewalt gegen Polizisten ist ein Skandal

Die Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und -beamte hat bundesweit zugenommen, auch in Rheinland-Pfalz und im nördlichen Landesteil. Jüngstes Beispiel ist die Messerattacke gegen Polizisten in Montabaur. Eine Gesellschaft, die Sicherheit und Schutz will sowie die permanente Präsenz der Polizei, muss sich angesichts der steigenden Gewaltzahlen gegen die Bediensteten der Polizei fragen lassen, was sie will.

Symbolfoto: AK-Kurier

Region. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz, hat die steigende Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten in Deutschland scharf kritisiert. „Unsere Polizistinnen und Polizisten setzen sich täglich für unseren demokratischen Rechtsstaat ein. Es kann nicht angehen, dass die Beamtinnen und Beamten immer wieder angegriffen werden“, sagte Lewentz am Dienstag, 4. August mit Blick auf das aktuelle Bundeslagebild „Gewalt gegen Polizei-Vollzugsbeamtinnen/-Beamte“ für das Jahr 2014.

„Es ist erschreckend, dass mit einer Zunahme von 6,3 Prozent knapp 62.800 Polizisten im vergangenen Jahr Opfer von Straftaten geworden sind“, betonte Lewentz. Selbst 123 Beamtinnen und Beamte seien Opfer von versuchten Tötungsdelikten geworden.

„Wir müssen alles tun, um Gewalt gegen unsere Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte zu reduzieren“, unterstrich der Innenminister. Als Beispiel nannte er die konzeptionelle Beachtung des Themas in der Ausbildung aber auch die Einführung von Bodycams. In Rheinland-Pfalz laufe dazu seit einigen Wochen in Mainz und Koblenz ein Pilotprojekt.

„Ich sehe in der Bodycam ein taktisches Instrument, um der steigenden Gewalt gerade bei tagtäglichen Einsetzen zu begegnen“, sagte Lewentz. Erfahrungen auch der Polizei in Hessen hätten gezeigt, dass der offene Kameraeinsatz eine deeskalierende Wirkung erzeuge. „Das entschiedene Nein gegen Gewalt gegen Polizisten ist aber auch eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft. Schließlich ist unsere Polizei die Visitenkarte des Staates und steht für den Schutz aller Menschen, die hier leben,“ heißt es in der Pressemitteilung.

Laut Statistik sind die meisten Beamten Opfer von Gewalttaten in Nordrhein-Westfalen und Bayern geworden. In Rheinland-Pfalz wurden knapp 2.870 Polizistinnen und Polizisten Opfer von Verbrechen im letzten Jahr.

Besonders häufig handelt es sich um Fälle des Widerstandes gegen Polizisten mit 20.607 (plus 1,8 Prozent) Fällen. Bundesweit wurden 3.880 Beamten Opfer von gefährlicher und schwerer Körperverletzung und 13.592 von vorsätzlicher einfacher Körperverletzung. Soweit der Pressebericht aus dem Innenministerium.



Schaut man in den detaillierten Bericht des Bundeskriminalamtes zum Thema Gewalt gegen Polizeibedienstete, so kann selbst neutralen Lesern nicht verborgen bleiben, dass etwas nicht mehr stimmt. Gelistet und erfasst sind getötete und verletzte Polizisten, die ihren Dienst versahen. Was aber ist mit den vielen alltäglichen Rüpeleien, Beleidigungen, Spucken, Treten und anderen aggressiven Verhaltensmustern gegen Polizisten, die tagtäglich an der Tagesordnung sind, das steht in keiner Statistik. Die Beamten nehmen es meist hin, da es ja kaum Repressalien gegen die Täter von Seiten der Justiz gibt. Wer mehr als 20 Jahre Polizisten im Einsatz als Journalist begleitet hat, ist da häufig genug entsetzt.

Was will diese heutige Gesellschaft eigentlich von ihrer Polizei? "Polizei muss immer verfügbar sein, wenn Menschen in Not sind oder Hilfe brauchen, 24 Stunden am Tag". Das ist meist die erste Antwort. "Wenn ich einen Unfall habe, will ich die Polizei schnell", auch eine von vielen Meinungen. "Die sollen nachts Streife fahren dann passiert auch weniger", ebenfalls häufig zu hören.

Welchen Stellenwert hat der Beruf heute in der Gesellschaft noch? Wie werden Polizisten bezahlt für einen Dreischicht-Dienst? Auch das sollten sich die Innenminister mal fragen, wenn sie sich entsetzt zeigen. Das Gewalt gegen Polizisten, wie jüngst in Montabaur oder bei den "Koegida"-Demos in Köln oder bei den anderen Demos in Deutschland nicht hinnehmbar sind, sollte eigentlich jedem Bürger dieses Landes klar sein. Ebenso klar sollte sein, dass es ungerechtfertigte Übergriffe von Beamten auch nicht geben darf. Eine durchaus ernst zunehmende Aufgabe für die Politik in Bund und Land steht angesichts der steigenden Gewaltzahlen durchaus bevor. (hws)





Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.




Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Politik


Freie Wählergruppe Wiedtal-Rengsdorfer Land stellt Liste für Wahl zum Verbandsgemeinderat auf

Rengsdorf. Die 24 Frauen und Männer aus der gesamten Verbandsgemeinde bilden einen Mix jeder Altersgruppe und einen Querschnitt ...

Prof. Dr. Hendrik Streeck als Gastredner beim Erpeler Gespräch

Erpel. Als Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie sowie Mitglied des "Expertenrats Corona" der ...

Anhaltender Doppelbau im Glasfasernetz: Rheinland-Pfalz ohne effektive Gegenmaßnahmen

Mainz. "Im April 2023 haben wir das Problem des ineffizienten Doppelbaus im Glasfasernetz aufgegriffen, bei dem zwei Unternehmen ...

FWG Puderbach wählt Vorstand und stellt Kandidat für den Ortsbürgermeister auf

Puderbach. Durch die Aufnahme von zehn neuen Mitgliedern an diesem Abend wurde die FWG stark verjüngt und vertritt damit ...

Info-Abend: "Auf eine Brause zum Thema Balkonkraftwerk" mit den Grünen in Kalenborn

Vettelschoß. Zu dem kostenlosen Informationsabend unter dem Motto: "Auf eine Brause zum Thema... Balkonkraftwerk und Energieeffizienz" ...

SPD nominiert Sven Lefkowitz für Orstvorsteherwahl in Neuwied-Heddesdorf

Neuwied-Heddesdorf. Nachdem diese Initiative der Oppositionsparteien im Neuwieder Stadtrat erfolgreich war, gab es in Heddesdorf ...

Weitere Artikel


Sportcamp Niederbieber überreichte Spendenscheck

Neuwied. Die Carmen-Sylva-Schule Realschule Plus Niederbieber, der 1. FFC Neuwied und der TV Engers hatten zur zehnten sportlichen ...

Fashion Outlet zieht positive Bilanz der Eröffnungstage

Montabaur. Hochbetrieb herrschte nicht nur in den geöffneten Markenstores, sondern auch die beiden Restaurants und das Café ...

Zu schnell - mehrfach überschlagen

Neustadt. Bei dem Unfall auf der Autobahn kam der 19-jährige Fahrer eines PKW aus der Verbandsgemeinde Asbach bei regennasser ...

Pfarrer Werner Friesdorf offiziell verabschiedet

Asbach. Der Geistliche wird noch bis zum 14. August für die Pfarreien Asbach, Buchholz, Ehrenstein, Limbach, Oberlahr und ...

Wespenbekämpfung führte zu Feuerwehreinsatz

Rengsdorf. Die Feuerwehren Rengsdorf und Melsbach wurden nach Rengsdorf zu einem Einsatz in die Fritz-Henkel-Straße gerufen. ...

250 Wäller Jugendliche im Movie Park

Westerwald/Bottrop. Crazy Surfer oder Achterbahn, Mystery Rider, Bermuda Triangle, Stuntshow oder Barnyard Bumpers: Die Auswahl ...

Werbung