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Nachricht vom 25.01.2015    

Jiddische Lieder mit einem lachenden und einem weinenden Auge

Mit der Gruppe Dreydele, die Klezmermusik auf akustischen Instrumenten spielt und Lieder in jiddischer Sprache singt, gelang der Projektgruppe Jugend, Kultur und Soziales der Verbandsgemeinde Puderbach ein fulminanter Start in das Kulturjahr 2015.

Die Gruppe "Dreydele" im alten Bahnof Puderbach. Fotos: Helmi Tischler-Venter

Puderbach. Vor über siebzig Freunden jüdischer Musik im alten Bahnhof betonte Organisator Dr. Henn, jüdische Lieder seien wichtig in einer Zeit, in der sich die Befreiung der Konzentrationslager zum siebzigsten Mal jährt. Auch den vier Musikern der Gruppe „Dreydele“ ist der Erhalt der schönen, bildhaften, jiddischen Sprache und Musik ein Anliegen. Die Sprache war – nach der Ermordung von sechs Millionen Juden – bei der Gründung des modernen Staates Israel verloren gegangen, gestorben mit dem Holocaust.

Jiddisch war ein mittelhochdeutscher Dialekt, mit dem hebräische, aramäische und slawische Sprachelemente kombiniert wurden. Viele Wörter sind heute noch verständlich oder haben sogar Eingang in die deutsche Umgangssprache gefunden. Jahrhunderte lang wurde vor allem in Osteuropa Jiddisch gesprochen, weil Millionen Juden dort lebten. Auch auf der Krim, wo die Juden sich sogar als Bauern betätigen konnten.

Solche Informationen gab Uli Holzhausen, der ein profundes Wissen über Klezmer und jiddische Lieder besitzt, zwischen den Liedern des aktuellen Programms "Vom Shtetl nach Amerike". Die Trennung der Familien, die im gelobten Land Amerika ihr Glück suchten, erzeugte viele Liebeslieder, in denen Liebe, Trauer, Sehnsucht und Leidenschaft mit viel Gefühl zum Ausdruck kommen. Sehr gefühlvoll wurden die Lieder von Uli Holzhausen und vor allem von Gitarristin und Sängerin Sonja Gottlieb vorgetragen.

Dreydele ist ein Kreisel mit dem beim Chanukah-Fest gern von Kindern gespielt wird. Dreydele steht auch für tanzen, unterwegs sein und für die ewige Wanderung der Juden. Auch die Melodien haben ihren Ursprung in den Jahrhunderte dauernden Wanderungen der Juden. „Es sind Lieder mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie Holzhausen erläuterte.



Das Quartett „Dreydele“ macht Klezmermusik mit Klarinette, Akkordeon und Gitarre, die traditionell von Wandermusikern bei jüdischen Hochzeiten und Festen gespielt wurden. Es erklingen ukrainische, slawische, baltische und deutsche Elemente der Volksmusik. Daher klingen die Melodien sehr vertraut. Auch an Schlager erinnern einige Passagen.

Die typischen Hochzeitslieder kamen schwungvoll und fröhlich daher, animierten zum Tanzen, während die Liebeslieder sehnsuchtsvoll, melancholisch oder sanft klangen. Weitergegeben wurden die Lieder so, wie der Rebbe bereits in der Vorschule lehrte: Die Thora wurde vorgelesen und dann von den Kindern auswendig gelernt. Diese Methode konnte man auch in der Musik wunderbar einsetzen. Die lyrische Sprache kommt in der Übersetzung von Liebesliedern schön zum Ausdruck. „Dreydele“ spielten zum Beispiel: „Verkaufen würd ich meine Stiefel und zu Fuß laufen, nur um bei dir zu sein.“ Oder „Deine Äugele wie schwarze Kärschele.“

Zum Vergnügen der Zuschauer las Holzhausen den „Struwwelpeter“ auf Jiddisch vor. Außerdem erzählte er Anekdoten wie die vom Klarinette spielenden Opa Jossele und dem Akkordeon spielenden Josef Löwenstein, die sich musikalisch verständigten. Vergnügen hatten die Zuhörer auch beim Abschlusslied „Bei mir biste scheen“. Das begeisterte Publikum forderte eine Zugabe ein, bei der es dann den Refrain mitsingen musste: „Oioioi!“ Helmi Tischler-Venter


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