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Nachricht vom 20.09.2014    

Selfish Selfies oder: Von der Kunst, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen

Der neue Blog-Text von: Eva Klein

Wir leben in einer digitalisierten Welt. Briefe heißen jetzt Mails, mit Armbanduhren kann man telefonieren und die guten alten Post it´s wurden schon lange von der SMS verdrängt. Ich warte quasi auf den Tag, an dem wir statt Bilderrahmen nur noch Bildschirme, bestückt mit Diashows unserer Schnappschüsse, an den Wänden hängen haben, bargeldlos mit unserem Smartphone bezahlen und der Terminkalender sich per Knopfdruck auf unsere Smartwatch als Hologramm präsentiert.

Bei solchen Fotos fehlt dem Betrachter nichts – auch nicht das Konterfei des Fotografen. Foto: Eva Klein

Soweit so gut, Fortschritt durch Technik eben, das muss an sich ja auch nicht verkehrt sein.

Nachdenklich macht es mich allerdings, wenn wir durch die ganze Technik um uns herum unseren Fokus verändern, ihn soweit verschieben, dass sich unsere Sicht auf die Welt zu drehen beginnt. Anlass zu dieser Überlegung gab mir das – laut dem Oxford English Dictionary - Wort des Jahres 2013. Es lautet “Selfie“. Eine Begriffsklärung ermittelt, dass dies Fotos sind, die mit der Digitalkamera oder dem Smartphone aus Armeslänge von sich selbst geschossen werden. Neu ist diese Idee nicht, denn seit es tragbare Kameras gibt, gibt es auch Selfies – also bereits um 1900 herum.

Neu ist mir die absolute Reduzierung fotografischer Motive auf den Fotografen selbst. Anders ausgedrückt: Mittelpunkt dieser Fotos ist einzig und allein man selbst, Hintergrund, Ort und Geschehen avancieren zur Nebensache. Dabei ist der Hintergrund nicht immer das heimische Badezimmer oder die Kneipe um die Ecke, sondern es kann auch gern die traumhafte Berglandschaft im Ski-Urlaub, die Demo gegen Waffenlieferungen, oder das Konzentrationslager Buchenwald sein. Was genau hat sich da still und heimlich verändert? Wichtig ist nicht länger, die Schönheit einer Landschaft, die Aussage einer Veranstaltung, oder die Präsenz eines Ortes - der für sich sprechen sollte - mit seinen Mitmenschen zu teilen. Wichtig ist einzig und allein, sich selbst dort zu präsentieren – mit der angenehmen Sub-Message: “ICH war da!“



Nehmen wir uns selbst zu wichtig? Möchten Sie in einer Gesellschaft voller – überspitzt ausgedrückt – selbstverliebter Individual-Freaks leben? Ist es Zufall, dass das Wort “Selfie“ eine prägnante Ähnlichkeit zum Wort “Selfish“, dem englischen Begriff für “Selbstverliebt“ aufweist? Fotos sind Zeugnisse unseres Lebens, durch sie möchten wir der Nachwelt einen Eindruck unserer Erlebnisse vermitteln. Wollen Sie ihren Kinder und Enkeln wirklich nichts hinterlassen außer einen Haufen Selbstportraits, auf denen man – mit Glück – im Hintergrund noch einen Schatten des schönen Sonnenuntergangs, oder der berühmten Kirche erhaschen kann? Ein Selfie hier und da ist ja ganz witzig und sorgt für Abwechslung, aber im Allgemeinen bleibe ich persönlich lieber da, wo der Fotograf hingehört – hinter der Linse.

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Ich m�chte mich Ihnen kurz vorstellen:
Mein Name ist Eva Klein, ich bin 32 Jahre alt und lebe mit meinem Mann, meinen Töchtern Finya (9) und Fidelia (7), unserem Neuzugang Paul (11 Wochen), einem Hund, zwei Kaninchen und 35 Babyfischen in Puderbach. Neben meiner Tätigkeit für den NR-Kurier studiere ich gegenwärtig Journalismus und verfasse als Texterin Inhalte für web-content, Presseberichte, Produktbeschreibungen und Unternehmens-Portfolios. Das geschriebene Wort ist für mich Inspiration und Passion zugleich. Ohne diese Möglichkeit mich auszudrücken, wäre mein Leben nicht das, was es ist. An dieser Stelle werde ich ab sofort regelmäßig meine Gedanken und Erlebnisse mit Ihnen teilen und freue mich auf zahlreiche Kommentare von Ihnen!



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