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Nachricht vom 24.10.2013    

Röntgenbilder aufs Smartphone oder Tablet-PC

Dierdorf/Selters. Ein mobiler Leuchttisch ermöglicht es seit Kurzem den Chef- und Oberärzten des Evangelischen und Johanniter-Krankenhauses Dierdorf/Selters, Röntgenbilder auch zu Hause anzusehen. Die neue Software spielt ihnen die Aufnahmen von MRT, CT und Co aufs Tablet oder Smartphone.

Kleiner als gewohnt, aber gestochen scharf und mit allen Funktionen: Röntgenbilder auf dem Tablet-Bildschirm.

Lebensrettende Entscheidungen können dadurch früher getroffen werden. Chefärzte, Oberärzte und Spezialisten können nicht 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche im Krankenhaus sein, müssen jedoch für den Fall der Fälle erreichbar bleiben.

„Hintergrunddienst“ nennt man die Bereitschaft des medizinischen Leitungspersonals. Er sorgt dafür, dass bei überraschenden Komplikationen oder neu eingetroffenen Patienten schnell ein Experte gerufen werden kann.

Mit dem Programm „MITK pocket“ weiß der Fachmann im Hintergrunddienst schon vor dem Start ins Krankenhaus, worum es geht. Bisher konnte er sich erst am Klinikstandort ein Bild machen. Dr. Octay Sevinc, Chefarzt der Bauchchirurgie im Krankenhaus Dierdorf/Selters, erklärt anhand eines Beispiels, wo der Vorteil der neuen Technik liegt: „Normalerweise müsste ich in die Klinik fahren, dort die Röntgenaufnahmen ansehen und dann urteilen: Operation nötig oder nicht. Dann würde ich alles in die Wege leiten, einen Anästhesisten verständigen, den OP vorbereiten lassen usw. Nun kann ich das alles schon von zu Hause oder unterwegs veranlassen.“

Dies sei umso wichtiger, als manche Ärzte weiter entfernt wohnen. „Jetzt betrachtet nicht nur der Radiologe die Aufnahmen, sondern nahezu zeitgleich kann das auch der Arzt, der die Beschwerden und Symptome des Patienten kennt“, nennt Dr. Benjamin Bereznai, Chefarzt der Neurologie in Selters, einen weiteren Vorteil.

Auch für ihn ist der Faktor Zeitgewinn entscheidend. Das gilt ganz besonders in der Stroke Unit (Schlaganfalleinheit) in Selters.

Bei einem Hirninfarkt liegt eine Verengung der hirnversorgenden Blutgefäße vor. Erkennt der Hintergrunddienst dies auf dem Tablet, kann er entscheiden: „Ich komme sofort. Aber beginnt schon mit der Thrombolyse!“ Diese Methode löst Blutgerinnsel auf, ist aber nur bis zu drei Stunden nach dem Schlaganfall wirksam.



Chefarzt Bereznai ist hochzufrieden, nun schneller reagieren zu können, denn: „Beim Gehirn zählt jede Minute.“

Auch an der Qualität der Bilder haben die Mediziner nichts auszusetzen. Sie werden eigens für die kleinen Bildschirme mobiler Endgeräte aufbereitet, können in 3D betrachtet, gedreht, vergrößert, vermessen und in mehreren Ansichten nebeneinander begutachtet werden.

Dem Einsatz im Klinikalltag ist eine längere Testphase mit dem „Leuchttisch im Taschenformat“ vorausgegangen. Neben der medizinischen Tauglichkeit war Datensicherheit wichtig. Passwortschutz und automatisches Ausloggen bei Untätigkeit sind selbstverständlich. Es wird verschlüsselt übertragen und alle Daten nach einem Zeitraum gelöscht.

Zudem können die Bilder nur vom Krankenhaus gesendet, nicht aber von außerhalb abgerufen werden. Letztes Pünktchen auf dem Sichereits-i: Alle persönlichen Daten des Patienten werden durch Pseudonyme ersetzt.

Von der Technik ist auch die Krankenhausleitung begeistert. „Deshalb“, so berichtet Verwaltungsleiterin Anett Sandkuhl, „werden wir daran arbeiten, auch ein elektronisches Krankenblatt für mobile Endgeräte zur Verfügung zu haben. Ärzte und das Pflegepersonal können dann alle relevanten Informationen über den Patienten, seine Krankheit und die bisher getroffenen Maßnahmen während der Visite auf ihre Tablets holen.“

Von Wissenschaftlern entwickelt
MITK pocket, der „Leuchttisch im Taschenformat“, wurde von Wissenschaftlern der Abteilung Medizinische und Biologische Informatik am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg entwickelt. Das System gewann den German High Tech Champions Award 2011, der von der Fraunhofer-Gesellschaft vergeben wird. Inzwischen ist eine Firma mit dem Namen „mbits“ gegründet, die die Software auch anderen Institutionen zugänglich macht.


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