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Nachricht vom 23.02.2013    

Kulturverein Dierdorf präsentiert Raiffeisen

Den vierten Abend seiner Themenreihe „Dierdorf früher“ in der Alten Schule am Damm stellte der Kulturverein Dierdorf unter das überregionale Thema „Friedrich Wilhelm Raiffeisen – Sein Lebensweg, sein Werk und seine Visionen“.

Pfarrer Martin Seidler berichtete über das Leben und Wirken von Friedrich-Wilhelm Raiffeisen.

Dierdorf. Wie der Referent des Abends, der ehemalige Dierdorfer Pfarrer Martin Seidler, begründete, war Raiffeisen „kein Dierdorfer, aber für die Dierdorfer ein sehr Wichtiger“. Seit 2006 gibt es den Zusammenschluss „Raiffeisenregion“ im Westerwald, der Region, in der Raiffeisen im 19. Jahrhundert gewirkt hat.

Raiffeisen wurde am 30.3.1818 in Hamm/Sieg geboren, in eine Zeit hinein, die von politischen Umwälzungen und beschwerlichem Alltagsleben gekennzeichnet war. Die „Realteilung“ in der Landwirtschaft bewirkte eine zunehmende Zersplitterung des Ackerlandes in eine Vielzahl kleiner Äcker, die zum wirtschaftlichen Überleben bald zu klein waren. Am Ende der Entwicklung standen dann oft Verschuldung und Vertreibung der Bauern. Raiffeisen, der nach einer leidvollen Jugendzeit zunächst als Oberfeuerwerker dem Militär diente, musste wegen eines Augenleidens den Dienst quittieren. Nachdem er von seinem Onkel in die zivile Verwaltung eingeführt worden war, wurde Raiffeisen als 26jähriger - zunächst kommissarisch - zum Bürgermeister von Weyerbusch ernannt.

Die Not der Westerwälder Bevölkerung war groß: Ernteausfälle, Dauerregen und der Hungerwinter 1846/47 dramatisierten die eh schon ärmlichen Lebensbedingungen der ländlichen Bevölkerung. Der junge Bürgermeister erkannte schnell, dass Hilfe her musste. Er streckte die vom preußischen Staat gewährte Mehlzuteilung vor, zurückgezahlt werden konnte später. Mit dieser eigenmächtigen Maßnahme geriet er in Konflikt mit dem Landrat, der erwartete, dass die Menschen für das Mehl sofort bezahlten

Friedrich Wilhelm Raiffeisen ging noch weiter: Er baute ein Backhaus in Weyerbusch und gründete den Weyerbuscher „Verein für Selbstbeschaffung von Brod und Früchten“, einen vorgenossenschaftlichen Hilfsverein. Durch gemeinsamen Einkauf und Backen konnte Gewinn erzielt werden.



Nachdem Raiffeisen als Bürgermeister nach Flammersfeld versetzt worden war, erlebte er dort den gleichen Elendszirkel Verpfändung, Verschuldung, Vertreibung. Er wollte die Besitzenden in die Pflicht nehmen – „Eigentum verpflichtet!“ - und sprach wohlhabende Flammersfelder Bürger an. Tatsächlich gründete er mit 80 Bürgern 1849 den Flammersfelder Hilfsverein zur Unterstützung unbemittelter Landwirte, einen vorgenossenschaftlichen Zusammenschluss auf karitativer Grundlage. Er gewährte eine Haftungsgarantie beim Kauf von Vieh und Ausgaben für den Hof.

Nach vier Jahren Tätigkeit in Flammerfeld wurde Friedrich Wilhelm Raiffeisen ohne Angabe von Gründen nach Heddesdorf versetzt an den Rand der Stadt Neuwied, wo der Bürgermeister ganz andere Bedingungen vorfand: Arbeitslosigkeit, soziale Probleme, Verwahrlosung. Deshalb gründete er 1854 den Heddesdorfer Wohltätigkeitsverein, der mit den Beiträgen wohlhabender Bürger soziale Projekte und Schulausbildung finanzierte. Nachlassendes Engagement führte zur Auflösung des Vereins und zur Gründung eines neuen Vereins, in dem die Hilfsbedürftigen selbst zum Träger des Vereins wurden nach dem Motto: „Einer für alle, Alle für einen!“ Das war eine Genossenschaft mit unbeschränkter Solidarhaftung aller Mitglieder nicht nur zur Regelung finanzieller Fragen, sondern auch für die Teilhabe an Bildung, Begleitung und Betreuung von Kindern und Strafentlassenen.

Unter Mitwirkung Raiffeisens entstanden in schneller Folge weitere Genossenschaften mit dem Ziel: Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Der Referent betonte, dass Raiffeisen stets aus christlicher Verantwortung gehandelt habe, wie er den Quellentexten entnommen habe. Die Idee Raiffeisens hat zwischenzeitlich weltweite Verbreitung gefunden. Helmi Tischler-Venter


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