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Nachricht vom 16.12.2012    

Bioenergie Anhausen gesteht Schuld an Burbach-Ökokatastrophe nicht ein

Thalhausen. Ins Dorfgemeinschaftshaus waren über 100 Bürger gekommen, um Hintergründe über die Verschmutzung des Burbachs mit Silagesickerwasser zu erfahren. Eingeladen hatte die Kreisverwaltung. Mit am Podium saß der nach Meinung fast aller Anwesenden Hauptverantwortliche für den ökologischen Gau, der Geschäftsführer der Genossenschaft Bioenergie Anhausen, Dirk Gerber.

Erst als die Fische starben, wurde das Ausmaß der Ökokatastrophe am Burbach deutlich. Bis heute weigert sich das nach Expertenmeinung verursachende Unternehmen, die Bioenergie Anhausen-Genossenschaft, die Verwantwortung zu übernehmen. Fotos: Holger Kern

Die Stimmung war gereizt in dem kleinen Saal. So viele Menschen aus Thalhausen und der Umgebung waren gekommen, dass die letzten im Eingang stehen mussten. Der Kreisbeigeordnete und Umweltdezernent Achim Hallerbach fasste die Ereignisse seit Mitte Oktober zusammen, als sich zum ersten Mal Schaum auf dem Burbach bildete, das Wasser extrem säuerlich roch und Fische starben. Eine extreme Übersäuerung durch Maissilagesickerwasser wurde als Ursache der Verschmutzung festgestellt, in deren Folge sich Pilze explosionsartig in dem Gewässer vermehrten. Einige hundert Meter oberhalb des Gewässers lagert die Biogasanlage etliche Tonnen Maissilage zur Energiegewinnung in der Anlage.

Prof. Dr. Georg Wieber von der Regionalstelle Wasserwirtschaft der Struktur- und Genehmigungsdirektion war mitverwantwortlich für die behördliche Genehmigung der Anlage. Im Nachhinein hatte die Behörde festgestellt, dass Teile der Anlage entgegen der Genehmigung gebaut worden waren. Bei der Abnahme der Anlage durch die Behörde habe es keine Hinweise auf eventuelle Undichtigkeiten gegeben. Genehmigt worden sei die Biogasanlage im Wesentlichen aufgrund der eingereichten Unterlagen.

Wieber, ein ausgewiesener Fachmann für geologische Fragen, glaubt nicht an eine einmalige Havarie auf der Anlage. Er sagte: „Es muss sich ein großes unterirdisches Depot des Sickerwassers gebildet haben, das jetzt langsam ausblutet.“ Deshalb sei noch über einen längeren Zeitraum mit einer Verunreinigung des Burbachs zu rechnen. Die Kreisverwaltung hat deshalb eine mobile Kläranlage im Quellbereich des Burbachs aufstellen lassen, die das Wasser reinigt.

Ob die Existenz eines erst kürzlich bekannt gewordenen Bergbauschachts in der Nähe der Biogasanlage bei dem Unglück eine Rolle spielt, ist nicht sicher. Hier sollen noch weitere Untersuchungen erfolgen. Auch in die Richtung, ob der Standort der Biogasanlage überhaupt sicher ist. Vor 50 Jahren war in dem Bereich ein Trecker in einsinkendes Erdreich eingebrochen.

Aussagen, der Burbach könne in etwa einem Jahr wieder die Gewässergüte wie vor der Verunreinigung aufweisen, wurden im Verlauf der Versammlung in Frage gestellt. Förster Friedhelm Kurz forderte den vermeintlichen Verursacher, die Bioenergie Anhausen-Genossenschaft auf, geeignete Maßnahmen zur Renaturierung des Burbachs zu ergreifen. Geschäftsführer Dirk Gerber, der nach wie vor den Beweis nicht erbracht sieht, dass sein Unternehmen verantwortlich für die Öko-Zerstörung ist, sicherte dem Forstmann Unterstützung beim Wiederaufbau der Burbach-Ökologie zu.

Dirk Gerber sprach vom „Supergau“ der für sein Unternehmen eingetreten sei. Die Anlage in Anhausen sollte ein Vorzeigeprojekt sein. 120 Bürger seien beteiligt an der Genossenschaft. Hauptanteilseigner ist jedoch Gerbers Hauptarbeitgeber, die Süwag Energie AG. Der Geschäftsführer bestand darauf, dass der Weg von Sickerwässern von der Biogasanlage zur Quelle des Burbachs immer noch nicht nachgewiesen werden könne. Es handele sich nur um eine Vermutung. In den nächsten Wochen würden die Rest Maismengen in den Fahrsilos umgeschichtet und die Betonelemente der Silos auf ihre Dichtigkeit überprüft. Gerber: „Wir haben beim Auftragnehmer dichte Silos bestellt. Die Gütequalität der gelieferten Silos wurde von uns bisher noch nicht abgenommen.“ Gerber wörtlich: „Es muss irgendwo ein Baumangel vorliegen!“ So könnte also aus der Ökokatastrophe auch noch ein Regressfall werden. Dirk Gerber erklärte, dass die Genossenschaft gegen solche Fälle auch versichert sei.



Empörung erntete der Süwag-Mitarbeiter für die Bemerkung, 2008 habe es ein privates größeres Maissilage-Lager erdgelagert in der Nähe der heutigen Biogasanlage gegeben. Alle Anwesenden halten es für unwahrscheinlich, dass dies eine mögliche Ursache für die jetzt, vier Jahre später eingetretene Verschmutzung des Burbachs sein kann.

Forderungen der Anwesenden, die Anlage jetzt stillzulegen, bis die Ursache des Unglücks geklärt ist, wies Georg Wieber von der SGD zurück: „Die Silage ist ausgepresst, es entsteht so gut wie keine Flüssigkeit mehr.“ Allerdings darf derzeit keine Neuanlieferung von Maissilage erfolgen.

Auf den Fehler, eine hochkritische Anlage in Betrieb genommen zu haben, ohne dass eine Abnahme des Bauwerks erfolgt sei, wies der Isenburger Bürgermeister Werner Schüler hin. Diesen Fehler räumte Dirk Gerber ein. Zum Schluss der Veranstaltung beklagte Kreisbeigeordneter Achim Hallerbach den Imageschaden des Unglücks für die Energiewende. Für ihn sei das Thema Biogas erledigt, auch nachdem bekannt geworden sei, dass es an 160 ähnlichen Anlagen schon zu Störfällen gekommen sei. Hallerbach abschließend: „Mir fehlt ein klares Kooperationssignal vom Betreiber der Anlage!“

Gegenüber dem NR-Kurier sagte der Geologe Prof. Dr. Wieber: „Es gibt keine andere Erklärung für die Verunreinigung als die Biogasanlage. Das ist zu 99 Prozent sicher!“ VG-Werkleiter Hans-Werner Breithausen, der ab Januar das Bürgermeisteramt in der Verbandsgemeinde Rengsdorf übernimmt, fügte hinzu: „Die chemischen Analysen der im Burbach gefundenen Schadstoffe und der auf der Biogasanlage gelagerten Stoffe sind so indentisch, dass ein Zweifel am Verursacher ausgeschlossen ist.“ Holger Kern


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